Hartz IV und Kindergeld – wie soziale Ungleichheiten verstärkt werden

Den aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit ist zu entnehmen, dass gegenwärtig zwei Millionen Kinder und Jugendliche in Familien leben, die Hartz IV erhalten. Hartz IV heißt: Erwachsene bekommen monatlich 409 Euro für den Lebensunterhalt, Kinder bis 5 Jahre 239 Euro, Kinder von 6 bis 13 Jahren 291 Euro und Jugendliche von 14 bis 17 Jahren 311 Euro.
Damit leben in einem Land, in dem im Übrigen auch knapp 1,2 Millionen Millionäre zuhause sind, also zwei Millionen Kinder und Jugendliche in prekären Verhältnissen und werden in ihren Entwicklungs- und Bildungschancen stark behindert.
Wer in jungen Jahren arm ist, wird es später mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit in gut bezahlte Jobs schaffen. Wer in jungen Jahren arm ist, wird wahrscheinlich auch vorzeitiger sterben als der Durchschnitt. Schlechte Ernährung, wenig Bewegung, Stigmatisierung und Sorgen um die Existenz belasten viele Kinder und Jugendliche aus Hartz-IV-Familien und verbauen ihnen so oftmals den Weg in eine erfolgreiche Zukunft.
Geradezu skandalös ist es aus meiner Sicht, dass das Kindergeld (zur Zeit 194 Euro) auf Hartz IV angerechnet wird. D. h. Geld, welches für Kinder gedacht ist, landet nicht bei diesen. Während von einer Kindergelderhöhung auch diejenigen profitieren, die sehr vermögend sind, kommt nichts bei den Familien an, die es am dringendsten bräuchten. Daraus resultiert meine politische Forderung nach einer finanziellen Förderung aller Kinder, unabhängig von der finanziellen Situation innerhalb der Familie.
Ebenso muss die jährliche Freigrenze für Geldgeschenke in Hartz-IV-Familien stark nach oben gesetzt werden. Gegenwärtig ist es so, dass Geldgeschenke ab 50 Euro bereits auf die staatlichen Leistungen angerechnet werden. Das bedeutet z. B., dass die finanziellen Zuwendungen, die ein Kind zum Geburtstag, zur Kommunion oder Konfirmation erhalten hat und die größer als 50 Euro sind, in voller Höhe auf Hartz IV angerechnet werden. Das ist in höchstem Maße unfair den Kindern und Jugendlichen gegenüber und verstärkt in dramatischer Art und Weise die soziale Ungleichheit in Deutschland.
Solange es in einem reichen Staat wie Deutschland fast 2 Millionen Kinder gibt, die in Armut aufwachsen, kann kein Politiker und keine Politikerin mit der eigenen Performance zufrieden sein. Dafür gibt es noch viel zu viel zu tun.